Im zweiten Projektjahr von SatGrass, das wieder von zahlreichen Ertragserhebungen auf Grünlandflächen in ganz Österreich geprägt war, konnten wir von den umfangreichen Erfahrungen aus dem ersten Jahr stark profitieren. Die wichtigste Schnittstelle zwischen der Datenbank, in der wir alle erhobenen Daten speichern und dem Beobachter am Feld ist die SatGrass-App. Zu Beginn des Jahres haben wir alle Funktionen dieser App sehr kritisch durchgesehen und unter Einbeziehung der bisher gesammelten Daten auf Schwächen bei Verständnis und Bedienung untersucht.

Das Ergebnis war eine komplette Überarbeitung der App, die unser Softwarespezialist Manuel Adelwöhrer zu Beginn der heurigen Saison hervorragend umgesetzt hat. Seit diesem Update steht neben der Android-App auch eine Version für Apple-Smartphones zur Verfügung. Wir haben die Wünsche vieler Nutzer berücksichtigt und die Eingaben weiter vereinfacht und darüber hinaus die Möglichkeit geschaffen, die eigenen Daten auch verwalten zu können. Zur größeren Sicherheit werden nun auch alle Eingaben zunächst auf dem Smartphone zwischengespeichert und erst dann in die Datenbank bei uns im Institut übertragen, wenn eine stabile und leistungsfähige Internetverbindung verfügbar ist. Auf diese Weise können keine Daten verloren gehen.

Wie bereits letztes Jahr haben unsere Mitarbeiter Johannes Rumplmayr und Karl Kirfel einen Großteil der SatGrass-Daten gesammelt. Da Karl letztes Jahr ein Studium an der Universität Salzburg begonnen hat, war es ihm nicht möglich, in den ersten drei Monaten (April bis Juni) bei uns mitzuarbeiten. In dieser für die Grünlandbewirtschaftung wichtigsten Zeit des Jahres konnten wir jedoch mit Christoph Meißl aus Bischofshofen einen äußerst geeigneten Ersatz finden. Christoph ist über die Wintermonate Teil des alpinen ÖSV-Nationalkaders und hatte zwischen dem Ende der Rennsaison im April und dem Beginn der Vorbereitungen für die nächste Saison genau jene Monate Zeit, in der Karl studiert. Mit Anfang Juli hat dann wieder Karl übernommen, sodass wir eine lückenlose Datenerhebung über die gesamte Vegetationsperiode gewährleisten konnten. Johannes Rumplmayr hatte wie bereits im letzten Jahr neben den arbeitsintensiven und sehr aufwendigen Felderhebungen die Federführung bei der Planung der Messkampagnen sowie bei der Auswertung und Zusammenstellung der Erhebungsdaten aus dem Vorjahr.

Unsere drei Mitarbeiter haben 41 Standorte jeweils etwa 10 bis 17 Mal besucht, dort Daten zum Pflanzenbestand gesammelt (Wuchshöhe, Artengruppenverhältnis, Blattflächenindexmessungen) sowie drei Quadratmeter geerntet und die Proben nach Gumpenstein zur Trocknung und Analyse gebracht. Auf einer Wegstrecke von insgesamt 41.500 km wurden auf diese Weise 1620 Futterproben gesammelt. Zusammen mit unseren Partnern, dem Österreichischen Maschinenring, der auch heuer wieder Daten von knapp 100 Standorten geliefert hat, und 9 landwirtschaftlichen Bildungseinrichtungen haben wir im zweiten Versuchsjahr 4341 Erhebungen durchgeführt.

Mittlerweile ist ein Datenbestand verfügbar, welcher die österreichische Grünlandbewirtschaftung in einer noch nie erreichten Detailliertheit beschreibt. Auf Dauergrünlandflächen in allen Klimaregionen Österreichs kann die Entwicklung von Ertrag und Qualität mit mehrmaligen Messungen pro Aufwuchs genau erfasst werden und so die Grundlage für eine Schätzung mit Hilfe von Satelliten- und Wetterdaten liefern. Zusammen mit den Erhebungen im nächstes Jahr entsteht ein Datensatz, der von unschätzbarem Wert ist. Unser Projekt stößt bereits jetzt auf großes internationales Interesse, da zurzeit weltweit viele Forschungsgruppen im Bereich der Satellitenfernerkundung für Anwendungen im Grünland arbeiten.

Eine wichtige Etappe auf dem Weg zur Ertragsschätzung ist die möglichst gute Erkennung der Erntezeitpunkt in Satellitenbildern. Unsere Partner an der Universität für Bodenkultur und der Technischen Universität Wien haben auf Basis der Ernteaufzeichnungen unserer in SatGrass beteiligten Landwirte bereits Modelle entwickelt, wo eine Erkennung der Mahd schon sehr genau möglich ist. Erste Ergebnisse dieser wissenschaftlich sehr herausfordernden Arbeit wurden bereits in einen Beitrag für ein internationales Wissenschaftsjournal aufbereitet und sind gerade dabei, veröffentlicht zu werden.

Bis zu diesem Oktober hatten die an SatGrass beteiligten Partner coronabedingt noch nie die Möglichkeit eines persönlichen Treffens. Anfang Oktober konnten wir dann endlich an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein die Kollegen von BOKU, TU Wien und ZAMG zu uns einladen und den bisherigen Projektfortschritt sowie den anstehenden Arbeiten diskutieren. Obwohl wir alle zwei Wochen ein Online-Meeting haben und uns darüber regelmäßig austauschen, war dieses persönliche Zusammentreffen doch ein Highlight in der bisherigen Zusammenarbeit.    

In den nächsten Wochen und Monaten werden wir uns die Zeit nehmen, alle Daten für die Schätzung von Ertrag und Qualität vorzubereiten und erste Modelle zu entwickeln. Das zentrale Ziel von SatGrass ist es, für möglichst viele Grünlandflächen Österreichs aus Satelliten- und Wetterdaten zu jeder Zeit eine Information über Ertrag und Rohproteingehalt bereitstellen zu können.

Dr. Andreas Schaumberger

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