Lust auf Bildung - Hannes Royer
- Zugriffe: 393
- Online-Artikel
Geschätzte Mitglieder, liebe Bäuerinnen und Bauern,
Landwirtin oder Landwirt kann sich nicht jeder nennen. Im Gegenteil: Dem Beruf geht eine intensive praktische als auch theoretische Ausbildung voraus. Und das ist auch gut so: Denn der Beruf einer Bäuerin oder eines Bauers ist wahnsinnig vielschichtig und anspruchsvoll. Von Kenntnissen der Tierhaltung, Botanik oder auch Pflanzenschutzmittel über die Beantragung von Förderungen bis hin zu Reparaturen von landwirtschaftlichen Maschinen: Während der Ausbildung werden vielseitige Themenbereiche abgedeckt.
Doch dann – nach Ende der Ausbildung? Dann wird zunächst einmal gearbeitet auf dem eigenen Hof. An Weiterbildungen denkt man erstmal weniger. Vielfach basieren weiterbildende Kurse oder ähnliches in der Landwirtschaftsbranche auch auf Freiwilligkeit – außer sie sind im Rahmen von Förderungen erforderlich. Dass die Bildung nach Abschluss der verpflichtenden Fachausbildung in den Hintergrund tritt, finde ich schade. Deshalb möchte ich hiermit eine Lanze für lebenslanges Lernen brechen. Bildung ist in meinen Augen ein absolutes Privileg und es macht nicht nur Spaß, sondern bringt uns als Branche auch weiter, immer wieder Neues dazuzulernen, Erkenntnisse aus der Wissenschaft zu erfahren oder auch einfach seinen Beruf aus einer anderen Perspektive zu betrachten.
Die Bandbreite neuer Erkenntnisse über den Berufszweig Landwirtschaft ist erstaunlich: sei es über die Herausforderungen der Trockenheit sowie tierischer Schädlinge im Grünland, die Gülleseparierung oder das Herdenmanagement in der Mutterkuhhaltung. Umfassende Informationen sind in den meisten Fällen öffentlich erhältlich und beispielsweise auf der Homepage der ÖAG abrufbar. Schon seit 30 Jahren hat sich die ÖAG als gemeinnütziger Verein dazu verpflichtet, als offene Plattform den Transfer von Fachwissen aus den Bereichen Grünland und Viehwirtschaft in die landwirtschaftliche Praxis zu gewährleisten und dessen Anwendung zu fördern.
Jedoch sehen wir bei der ÖAG, dass diese Unterlagen überwiegend von landwirtschaftlichen Fachschulen angefordert werden. Einzelpersonen greifen nur selten auf dieses Informationsmaterial zurück. Ich bin aber davon überzeugt, dass wir Bäuerinnen und Bauern auch nach 30 Jahren Betriebsführung weiterhin den Drang verspüren sollten, einen Schritt nach vorne zu machen und sich sowie den Betrieb stetig weiterzuentwickeln. Weiterentwicklung kann aber nur dann stattfinden, wenn wir auch entsprechende Ideen und Ansätze haben und wissen, wohin wir gehen wollen. Inputs, in welche Richtung es gehen kann, geben uns unter anderem Weiter- oder Fortbildungen sowie unterschiedlichste Berichte und Artikel.
Außerdem erhalten wir durch lebenslanges Lernen die Möglichkeit, nicht nur arbeitstechnische Abläufe zu erleichtern und effizienter zu gestalten, sondern auch den Betrieb in ökologischer Hinsicht möglicherweise zu optimieren. Es geht nicht darum, dass wir automatisch jedes wissenschaftliche Ergebnis sofort umsetzen müssen, sondern vielmehr geht es um das Wissen, welche Möglichkeiten es gibt, diese zu reflektieren und erst dann – wenn es für den eigenen Betrieb passt – anzuwenden.
Gerade jetzt im Winter haben wir Bäuerinnen und Bauern nach getaner Arbeit wieder vermehrt Zeit, uns mit der persönlichen Weiterbildung zu befassen. Nutzen wir sie!
Euer Obmann Hannes Royer